Donnerstag, 10. Dezember 2015

Auf zu den Elchen



 Ende Juli war es soweit: Wir (meine Frau, der Hund und ich) machten uns auf den Weg nach Björlande Kile bei Göteborg. Es soll der größte Yachthafen Nordeuropas sein (diese Aussage habe ich nicht überprüft).

Wir nahmen die Route über Kopenhagen, also über die Brücken des kleinen und großen Belts. Anstelle der Öresundbrücke sind wir mit der Fähre Helingør – Helingsborg gefahren, um während der kurzen Fahrpause an Bord einen dänischen Hot-Dog zu genießen.


Abends angekommen haben wir zunächst die Vorbesitzerin des Bootes besucht, um uns die Schlüssel und Hafeninformationen zu holen.
Die Fahrt raus zum Hafen dauerte dann nur noch 15 min. Nun sollte sich zeigen, was für eine Perle oder aber Ruine ich mir zugelegt hatte.  Steg E Box 56 sollte es liegen….aber die Box ist leer! Geklaut? Doppelt verkauft? Gesunken?
Ich schau nochmal im Kaufvertrag nach. Da steht: E / 66! Puuh, es keimt wieder Hoffnung. Mein Gott, was bin ich nervös! Einige Meter weiter entdecke ich sie auch schon:


Als erstes fällt mir noch auf dem Steg stehend der GFK-Schaden bei der Roll-Anlage auf. Folgedessen dämpft sich meine Erwartung für das Boot gleich erheblich.
Ich lasse mir aber nichts anmerken, habe aber sofort wieder das Bild von einer Bilgenabdeckung vor Augen, die im knöcheltiefen Wasser über dem Kajütboden dümpelt. Dieses Bild verfolgt mich seit Wochen. Was soll man bei dem Preis anderes erwarten?
Dann kam es aber anders. Das Deck ist trittfest, die Plicht sauber u trocken, Schlüssel passt, Kajüte trocken. Puuh. 
Auf den Polstern liegen allerhand Sachen, die ich nach und nach unter die Lupe nehmen will. Erstmal meine Frau an Bord holen u den Moment wirken lassen: Mein Boot! Glück gehabt! Geschafft!
Nachdem ich das Boot in der Box gedreht habe, kann auch unser Hund vom Steg über die Plicht an Bord kommen u ich fange an, mir das Boot näher anzuschauen.
Ich breche die Untersuchung aber bald wieder ab, damit wir in Göteborg noch was essen können. Denn im Hafen selber gibt es  nichts zu essen. Keine Sozialräume für Gäste, keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Menschen. Später erfahre ich, das der Hafen ausschließlich von Eignern genutzt wird und kein Gästehafen besitzt. Dafür gibt es eine Filiale von SeaSea. Später liegen wir zusammen im Vorschiff. Silke u Quain schlafen sofort ein. Ich bekomm kein Auge zu. Der Wetterbericht sagt ab morgen Mittag Daueregen an. Also muss ich die Segel vorher checken. Ob der Motor läuft? Stehendes u laufendes Gut muß ich mir auch anschauen. Was ist in der Backskiste? Usw, usw.


Um 4:30 Uhr begleite ich Silke zum Klo. Da es schon hell ist, fange ich anschließend gleich mit der Inspektion des Schiffes an. 
Ich finde in jedem Stauraum Ausrüstung, inspiziere und teste Motor, Kombüse, Batterie, Rollanlage, tauche unters Boot…
   
Mittags beginnt es pünktlich an zu regnen und auch der Wind frischt auf. Einige Boote kommen rein mit nassen Segeln. Es ist grau und trübe. Kein Wetter für eine Probefahrt. Da ich alles gesehen habe und der Hafen nichts bietet  beschließen wir, alles ins Auto einzuladen, was man nicht zum segeln braucht und noch einen Ersatzmotor bei der Voreignerin abzuholen, um dann wieder nach Hause zu fahren.

Mit dem voll beladenen Auto fahren wir der gleichen Route folgend zurück. So müssen sich die Wikinger auf der Heimreise von ihren Raubzügen gefühlt haben… Mit dem Boot voller Schätze.

Übrigens: Elche haben wir keine gesehen… leider!

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